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„Bei anderen Arbeitgebenden wäre ich mit meinem Background vielleicht eher auf Stirnrunzeln und Unverständnis gestoßen.“
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„Bei anderen Arbeitgebenden wäre ich mit meinem Background vielleicht eher auf Stirnrunzeln und Unverständnis gestoßen.“

1. Oktober 2025

Im Mai 2023 fing Cornelius Runtsch bei Johanssen + Kretschmer als Berufseinsteiger an. Zweieinhalb Jahre später berät er bereits Kund:innen als projektleitender Consultant. In unserem Interview berichtet er, wie ihm die neben dem Studium gesammelten Berufserfahrungen in dieser Zeit geholfen haben.

JK: Cornelius, du bist seit zweieinhalb Jahren bei Johanssen + Kretschmer dabei und berätst nun als Consultant vor allem Kund:innen im Bereich von Infrastrukturvorhaben. Was ist deiner Meinung nach das Besondere an diesen Projekten aus kommunikativer Sicht?

Cornelius Runtsch: Das Faszinierende an meiner Arbeit als Berater für strategische Kommunikation ist die Bandbreite der Anspruchsgruppen, die es im Bereich Infrastruktur zu bedenken gilt. Neben den „klassischen“ Stakeholdern aus Politik, Verwaltung, Verbänden oder den ausführenden Projektpartnern haben wir es bei unseren Mandaten mit einer Vielzahl an Stakeholdern vor Ort zu tun – Anwohnende, Bürger:inneninitiativen oder Vereine und Ortsgruppen aus dem direkten Projektumfeld. Entsprechend vielfältig sind natürlich auch die Kommunikationsmaßnahmen, die wir beherrschen und anwenden müssen. Zum einen verfassen wir Pressemitteilungen, schreiben Infobriefe für Politiker:innen, organisieren Symposien für Fachstakeholder oder interne Workshops mit projektverantwortlichen Ingenieur:innen und Baufirmen. Zum anderen müssen wir aber auch die passenden Formate, die Sprache und die Tonalität finden, um eben diese komplexen Inhalte den Menschen vor Ort genau so gut wie beispielsweise einer Politikerin vermitteln zu können. Und hier ist dann Kreativität gefragt: ob Infomärkte oder Info-Touren, multimediale Infozentren, Broschüren oder Filme – alles kann geeignet sein, damit die Kernbotschaften unserer Kund:innen zielführend vermittelt und auch verstanden werden. Genau diese abwechslungsreiche Bandbreite von Formaten und Genres liebe ich an der Arbeit bei JK.

JK: Studiert hast du Politikwissenschaft, Slavistik und im Master Philosophie. Nebenbei hast du aber auch als freier Journalist gearbeitet und ein genossenschaftlich geführtes Unternehmen mitgegründet und aufgebaut. Wie helfen dir gerade diese Berufserfahrungen bei deiner Arbeit hier?

Cornelius Runtsch: Meine Erfahrung als Journalist kann ich in vielen Bereichen der strategischen Kommunikation einbringen. Zuvorderst ist es selbstverständlich das Schreiben von Texten, das ja Kern unserer Arbeit ist. Darüber hinaus hilft mir die journalistische Erfahrung vor allem, das Konzept des „doppelten Perspektivwechsels“ in meiner täglichen Arbeit anzuwenden. Als Journalist:in hat man ja die Aufgabe, alle Perspektiven zu einem Thema einzuholen, verschiedene Anspruchsgruppen zu befragen und dann einen möglichst nuancierten, informierten Beitrag zu verfassen. Dadurch habe ich die Sichtweisen und die Lebensrealitäten unterschiedlicher, gesellschaftlicher Akteur:innen besser kennengelernt. Und genau das ist in der strategischen Kommunikation essenziell: auch als Vorhabenträgerin empathisch den Standpunkt gerade derer einnehmen zu können, die vielleicht von einem Infrastrukturprojekt nicht restlos begeistert sind, und sich dennoch zu fragen, welche Botschaften diese Menschen erreichen könnten und welche Schritte in deren Richtung möglich sind.

JK: Und wie kannst du deine Erfahrungen aus eurem genossenschaftlichen Betrieb in deine Arbeit bei JK einbringen?

Cornelius Runtsch: Neben den offensichtlichen Learnings im Bereich Projektmanagement und Budget-Controlling kann ich vor allem immer wieder inhaltlich in Bezug auf Akzeptanzkommunikation profitieren. Unser Betrieb ist mitten in der Stadt ansässig – da sind kleinere Konflikte mit Nachbar:innen unausweichlich. Bei JK legen wir unseren Kund:innen immer wieder das Selbstverständnis des „guten Nachbarn“ oder des „Nachbar unter Nachbarn“ ans Herz. Das ist kein Begriff, den man kommuniziert, sondern eine innere Haltung, nach der man handelt. Und diese beinhaltet, aktiv auf die Stakeholder zuzugehen, zuzuhören, Bedürfnisse anzuerkennen und sich um eine Lösung zu bemühen – selbst oder genau dann, wenn man nicht derselben Meinung ist. Darüber hinaus ist internes Stakeholdermanagement bei einer Genossenschaft, die ja eine demokratische Betriebsform ist, ein zentrales Merkmal des Betriebsalltags. Und auch hier prallen unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen aufeinander, die mitunter auch zu Konflikten führen, die adressiert, moderiert und bewältigt werden wollen. Mittlerweile betätige ich mich dort nur noch als ehrenamtlicher Aufsichtsrat, um mich auf meine Arbeit bei JK zu konzentrieren. Die dabei gesammelten Erfahrungen begleiten mich jedoch tagtäglich beim Lösen der Herausforderungen meiner Kund:innen.

JK: Nach Abschluss deines Masters war Johanssen + Kretschmer dein erster Arbeitgeber. Wie hat JK im Bewerbungsprozess auf deine Fächerkombination und deine Nebenberufe reagiert?

Cornelius Runtsch: (lacht) Überraschend gut. Mit einem reinen Philosophiemaster stößt man hin und wieder durchaus auch auf Unverständnis und Skepsis. Bei JK hingegen wurde mir schon während der Bewerbungsgespräche das Gefühl gegeben, mit diesem Abschluss und den verschiedenen Berufserfahrungen etwas Wertvolles in das Unternehmen mitzubringen. Bei anderen Arbeitgebenden wäre ich mit meinem Background vielleicht eher auf Stirnrunzeln und Unverständnis gestoßen.