Vom 20. bis 22. Oktober 2025 führte die de’ge’pol com Bildungsreise COM2VIE Consultant Sebastian Kostadinov und Associate Timo Mohr nach Wien – unter dem Motto „Brücken bauen in Europa und der Welt: Public Affairs, Diplomatie und wirtschaftliche Perspektiven“. Drei Tage lang beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit der politischen Kultur Österreichs, mit Strukturen der Interessenvertretung, Fragen internationaler Diplomatie und der Rolle Wiens als Knotenpunkt europäischer Politik.
Wien als Knotenpunkt europäischer Politik und Diplomatie
Wien blickt auf eine lange Tradition als kulturelles und politisches Zentrum Mitteleuropas zurück. Heute ist die Stadt Sitz zahlreicher internationaler Organisationen – darunter die Vereinten Nationen, die OSZE und die OPEC – und zählt zu den bedeutendsten Schauplätzen diplomatischer Zusammenarbeit weltweit. Die österreichische Hauptstadt vereint auf besondere Weise historische Tiefe, internationale Vernetzung und aktuelle politische Dynamik – ein idealer Rahmen für eine Bildungsreise zu den Themen Public Affairs, Diplomatie und politische Kommunikation.
Drei Tage, viele Eindrücke
In drei intensiven Tagen führte die Exkursion quer durch die Hauptstadt. Nachfolgend eine Auswahl:
Der Auftakt im Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten (BMEIA) mit Florian Korczak (Abteilungsleiter für sicherheitspolitische Angelegenheiten) stand im Zeichen der österreichischen Außen- und Sicherheitspolitik. Diskutiert wurde, wie Österreich als neutrales Land seine Rolle in Europa und der Welt definiert und den politischen Herausforderungen in der Praxis begegnet. Im österreichischen Parlament erhielten die Teilnehmenden tiefere Einblicke in die Funktionsweise des Parlamentarismus. Anschließend bot ein Q&A mit dem SPÖ-Klubobmann (Fraktionsvorsitzenden) Philip Kucher Gelegenheit, aktuelle politische Themen einzuordnen, zu diskutieren und einen direkten Eindruck von der parlamentarischen Arbeit in Österreich zu gewinnen. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Wien erläuterte Sebastian Enskat, Büroleiter des Standorts, die Forschungsarbeit – insbesondere die Ergebnisse einer aktuellen Vergleichsstudie zwischen AfD und FPÖ. Der anschließende Austausch mit dem Think Tank Agenda Austria drehte sich um die Arbeit der wirtschaftsliberalen Denkfabrik und die Rolle digitaler Kommunikation in der politischen Interessenvertretung. Bei der Deutschen Handelskammer in Wien betonte Hauptgeschäftsführer Thomas Gindele, wie wichtig und eng die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich sind – und wie auf beiden Seiten daran gearbeitet wird, die gegenseitigen Perspektiven zu stärken. Das Gespräch mit Kurt Egger, Generalsekretär des Wirtschaftsbunds Österreich – der größten und einflussreichsten Interessenvertretung für Unternehmer im Land – zeigte, wie eng der Austausch zwischen Interessenvertretung und Politik in Österreich gestaltet ist. Das Treffen mit dem Beratungsunternehmen Mastermind Public Affairs verdeutlichte schließlich eindrucksvoll, wie Public-Affairs-Arbeit in der Praxis funktioniert – welche Dos and Don’ts gelten und welche Maßnahmen besonders wirkungsvoll sind, um erfolgreich in den politischen Dialog zu treten.
Deutschland und Österreich: so nah – und doch so unterschiedlich
Eines der zentralen Learnings der Reise: Deutschland und Österreich sind sich in Sprache, Kultur und Geschichte eng verbunden – unterscheiden sich in der politischen Praxis jedoch deutlich.
Österreich ist traditionell stärker korporatistisch organisiert: Sozialpartnerschaften zwischen Staat, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen prägen die politische Entscheidungsfindung. Vieles geschieht im engen Austausch und im Streben nach Konsens. Entscheidungen entstehen hier häufig im Dialog zwischen etablierten Institutionen – weniger durch offene Auseinandersetzungen oder öffentliche Kampagnen. Diese Strukturen wirken sich auch unmittelbar auf die Public-Affairs-Arbeit aus. Gerade dieser Perspektivwechsel – vom bekannten Berliner Politikbetrieb hin zur österreichischen Kultur des Aushandelns und Konsensfindens – machte die Reise so spannend und lehrreich.
Fazit: Drei Tage voller Eindrücke, Gespräche und neuer Perspektiven
Nach drei Tagen intensiver Diskussionen, Vorträgen und Begegnungen blieb vor allem eines: das Bewusstsein, dass politische Systeme – so ähnlich sie auch scheinen – ihre eigenen Logiken und Traditionen haben. Und genau darin liegt die Stärke des europäischen Dialogs.Die Bildungsreise hat nicht nur die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich greifbar gemacht, sondern auch gezeigt, wie wertvoll der persönliche Austausch über Grenzen hinweg ist – zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Zum Abschluss möchten Sebastian Kostadinov und Timo Mohr noch einmal Danke sagen:
„Ein herzliches Dankeschön gilt dem Organisationsteam der de’ge’pol com, der österreichischen Schwesterorganisation ÖPAV, allen Mitreisenden und Gesprächspartnern sowie Johanssen + Kretschmer für die Möglichkeit, an dieser inspirierenden Bildungsreise teilzunehmen.“